Von der Permanenz der ursprünglichen Akkumuation zu sprechen, halte ich für falsch. Marx zumindest ging davon aus, dass dieser Prozeß für die europäischen Kernländer weitgehend abgeschlossen sei. Im Kapital geht er, nachdem er die ursprüngliche Akkumulation abgehandelt hat dann zum modernen Kolonialsystem über.
Hier der Übergang:
“Sobald dieser Umwandlungsprozeß nach Tiefe und Umfang die alte Gesellschaft hinreichend zersetzt hat, sobald die Arbeiter in Proletarier, ihre Arbeitsbedingungen in Kapital verwandelt sind, sobald die kapitalistische Produktionsweise auf eignen Füßen steht, gewinnt die weitere Vergesellschaftung der Arbeit und weitere Verwandlung der Erde und andrer Produktionsmittel in gesellschaftlich ausgebeutete, also gemeinschaftliche Produktionsmittel, daher die weitere Expropriation der Privateigentümer, eine neue Form. Was jetzt zu expropriieren, ist nicht länger der selbstwirtschaftende Arbeiter, sondern der viele Arbeiter exploitierende Kapitalist.
Diese Expropriation vollzieht sich durch das Spiel der immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion selbst, durch die Zentralisation der Kapitale. Je ein Kapitalist schlägt viele tot. Hand in Hand mit dieser Zentralisation oder der Expropriation vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stets wachsender Stufenleiter, die bewußte technische Anwendung der Wissenschaft, die planmäßige Ausbeutung der Erde, die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, die Ökonomisierung aller Produktionsmittel durch ihren Gebrauch als Produktionsmittel kombinierter, gesellschaftlicher Arbeit, die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes.”
(Keine Ahnung, wie die englische Kapitalübersetzung das macht, aber Marx schreibt auch nicht über “primitive accumulation”(Bonefeld), sondern über den von Adam Smith gebrauchten Begriff “previous accumulation”, also vorhergehende Akkumulation.)
Aus der heutigen Sicht und bezüglich Israels wäre m.E. dann eher über die Probleme des Siedlungskolonialismus mit staatskapitalistischen Mitteln zu sprechen. Mit der Enteignung und dem Ausschluss der palästinensischen Bauern vom Lohnarbeitsmonopol der Histadrut hat der israelische Staat sich immerhin der Schwierigkeit entledigt, die sich dem Kolonialismus sonst stellte: dass die Arbeitslosen aus der industriellen Reservearmee in die Subsistenz desertierten, was die für eine “ursprüngliche Akkumulation” nötige Senkung des allgemeinen Lohnniveaus verhinderte und die Kolonie unrentabel werden ließ.
